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Wirkungsorientierung in Förderprogrammen: Anspruch, Pflicht – und Chance

06.06.2025

In Zeiten knapper öffentlicher Mittel kommt es mehr denn je darauf an, dass Fördergelder gezielt und wirksam eingesetzt werden. Viele Förderprogramme schöpfen ihr Wirkungspotenzial jedoch noch nicht aus. Warum das so ist – und wie es besser geht – zeigt dieser Beitrag.

 Barbara Flatters

Barbara Flatters

Senior Consultant

flatters@imap-institut.de

+49 (0) 211 513 69 73 - 30

Projekte

Warum Wirkungsorientierung wichtig ist.

 

1. Wirkungsorientierung ist politisch gewollt und gesetzlich verankert

Wirkungsorientierung ist längst nicht mehr nur eine methodische Empfehlung – sie ist politischer Auftrag. Dazu haben sich sowohl die alte, als auch die neue Bundesregierung in ihren Koalitionsverträgen bekannt.

Auch gesetzlich ist der Anspruch eindeutig formuliert: Die Bundeshaushaltsordnung (§7 BHO) verpflichtet zu einer Erfolgskontrolle, die sich nicht nur auf Wirtschaftlichkeit, sondern auch auf Zielerreichung und Wirkung bezieht. Vergleichbare Vorgaben finden sich in den Haushaltsordnungen der Länder.

Förderprogramme als Ansatzpunkt für Wirkungsorientierung

 

2. Förderprogramme: ein starker Hebel – oft schwach genutzt

Das Handeln öffentlicher Akteure an gesellschaftlich relevante Zielsetzungen sowie Zielgruppen und ihre Bedarfe auszurichten ist also nicht nur per se ein sinnvoller Anspruch sondern auch politisch gewollt. Und gerade Förderprogramme bieten vielfältige Möglichkeiten, wirkungsorientiert zu steuern. Sie adressieren gesellschaftliche Herausforderungen direkt, setzen finanzielle Anreize und können – bei kluger Gestaltung – Lernprozesse anstoßen und Innovationen verbreiten.

Doch in der Praxis bleiben diese Potenziale häufig ungenutzt.

Warum Hebel ungenutzt bleiben

Ziele sind oft vage oder wenig ambitioniert

zum Beispiel wenn sie sich auf reine Outputgrößen wie die Anzahl der Teilnehmenden beschränken, statt tatsächliche Veränderungen (Outcomes oder Impacts) in den Blick zu nehmen.

Indikatorensysteme fehlen oder sind unzureichend

viele Projektträger müssen eigene Messkriterien entwickeln, obwohl längst etablierte Indikatoren existieren, die sie einfach adaptieren könnten.

Förderrichtlinien, Antragsformulare und Auswahlkriterien sind häufig nicht aufeinander abgestimmt

die Kohärenz zwischen Programm- und Projektebene geht verloren und damit die Treffsicherheit in der Förderung der richtigen Projekte.

Programme arbeiten selten mit expliziten Wirktheorie

obwohl diese helfen würden, klare Annahmen zu formulieren und Lernprozesse zu ermöglichen.

Berichtsformate erzeugen wenig Erkenntnisgewinn

Sie fokussieren auf administrative Details und abrechenbare Leistungen – nicht auf Lernfortschritte oder tatsächliche Wirkungen.

Digitalisierungspotenziale bleiben ungenutzt

Statt intelligenter Datenplattformen dominieren nach wie vor PDF-Formulare, Papierberichte und gescannte Unterschriftenseiten.

Was erschwert die Umsetzung von Wirkungsorientierung

 

3. Was erschwert die Umsetzung von Wirkungsorientierung?

Die Herausforderungen bei der Umsetzung liegen nicht nur in mangelnden Ressourcen oder fehlendem Know-how. Vielmehr müssen zentrale Spannungsfelder adressiert werden, die tief in der Logik der Projektförderung selbst verankert sind:

Zentrale Spannungsfelder

Innovation und Planungssicherheit – ein echtes Dilemma

Flughöhe: Wie konkret darf es sein?

Das Förderdickicht: Koordination statt Überforderung

Sorge vor Zahlen und einer Geringschätzung von qualitativen Ergebnissen

 

 

Wo kann Wirkungsorientierung einfließen?

Beschreibung der 5 Ansatzpunkte für Wirkungsorientierung

Welche Chancen eröffnen sich durch Wirkungsorientierung

 

4.  Was wird besser, wenn Wirkungsorientierung gelingt?

Wenn Wirkungsorientierung systematisch in Förderprogramme integriert wird, verändert sich der gesamte Steuerungsprozess – zum Vorteil aller Beteiligten:

  • Fördermittel werden zielgerichteter eingesetzt, weil Ziele und Wirkungsannahmen frühzeitig geklärt werden.
  • Programmverantwortliche gewinnen an Sprechfähigkeit – sie können fundiert über Fortschritte, Herausforderungen und Erfolge berichten.
  • Ergebnisse lassen sich besser sichtbar machen und kommunizieren – nach innen wie nach außen.
  • Probleme werden frühzeitig erkannt, weil Monitoringsysteme als Frühwarnsysteme dienen.
  • Projekte profitieren voneinander, weil gemeinsame Zielsysteme Austausch und Peer Learning erleichtern.
  • Evaluationen werden besser, weil die Datenbasis teilweise im Projektverlauf erhoben werden kann und so valider wird.
  • Digitale Tools sorgen für effizientere Prozesse, z. B. bei Antragsprüfung und -bewilligung, Berichterstattung und Wirkungsmonitoring.
  • Transparenz und Fairness steigen, weil Erwartungen offen und nachvollziehbar kommuniziert werden.

Das IMAP Angebot zur Wirkungsorientierung

 

5. Wirkungsorientierung, die in der Praxis funktioniert

Wirkungsorientierung entfaltet ihr volles Potenzial nur dann, wenn alle relevanten Akteure mitgenommen werden – von der programmverantwortlichen Stelle über die Bewilligungsbehörde bis hin zu Projektträgern, Beiräten, Jurys und – sofern möglich – auch den Zielgruppen selbst. Wir begleiten diesen Prozess von Anfang an – fachlich fundiert, methodisch versiert und mit einem Gespür für die politischen, organisatorischen und praktischen Rahmenbedingungen.

Beratung und Konzeption

Wir unterstützen Fördermittelgeber:innen systematisch dabei, Wirkungsorientierung sinnvoll zu integrieren – dort, wo sie den größten Mehrwert bringt:

 

  • Bei der (Neu-)Gestaltung von Förderrichtlinien – ob komplette Neufassung, Novellierung oder Ergänzung durch wirkungsorientierte Hinweise
  • Beim Entwurf praxisnaher Indikatorenkataloge, die sowohl Steuerung ermöglichen als auch handhabbar bleiben
  • Bei der Entwicklung von Antragsformularen – insbesondere bei Konzeptdokumenten und Vorlagen für Sachberichte
  • Bei der Ausgestaltung von Auswahlkriterien, die auf Wirkung fokussieren und zugleich Vielfalt und Innovation zulassen
  • In der Beratung von Projektverantwortlichen, die ihre Projekte wirkungsorientiert umsetzen möchten

Partizipative Prozesse: Wirkung gemeinsam denken

Wirkungsorientierung ist dann am tragfähigsten, wenn sie gemeinsam entwickelt wird. Wir moderieren Prozesse, die Beteiligung ernst nehmen:

 

  • Workshops zur Entwicklung von Wirkmodellen, die realistisch, anschlussfähig und aufschlussreich sind
  • Arbeitsphasen zur Entwicklung von Monitoringsystemen, die sowohl auf Projektebene als auch aggregiert funktionieren
  • Vernetzungsformate, in denen Projektträger voneinander lernen, Herausforderungen offen teilen und gemeinsam an Lösungen arbeiten

Technische Umsetzung und Digitalisierung

Wirkungsorientierung braucht nicht nur Konzepte, sondern funktionierende Tools. Wir unterstützen bei der technischen Umsetzung – pragmatisch und skalierbar:

 

  • Aufbau von Monitoringsystemen, mit einfachen Mitteln (wie Excel, Word) und durch Online-Umfragen oder auch mithilfe von spezialisierteren Tools.
  • Digitalisierung von Berichts- und Antragsprozessen, die Zeit sparen, Qualität sichern und Transparenz erhöhen – für alle Beteiligten

IMAP Angebote zu Wirkungsorientierung im gesamten Prozess

Grafik zu den Angeboten von IMAP im Prozess: 1 Erarbeitung Wirkmodell, 2 (re)Formulierung Förderrichtlinien, 3 Entwurf Antragsformulare, 4 Entwurf Indikatorenkataloge, 5 Formulierung Auswahlkriterien und Bewertungskonzepte von Anträgen, 6 Beratung zu Auswahlorganisation, 7 Workshops zur Weiterentwicklung von Wirkmodellen, 8 Beratung und Unterstützung Monitoring, 9 Entwurf Sachberichtsvorlagen, 10 Organisation Netzwerkveranstaltungen, 11 Auswertung des Monitorings, 12 Unterstützung der Ausschreibung der Programm-Evaluation.

Fazit

 

6. Wirkungsorientierung ist kein Selbstzweck – sondern Schlüssel für gewünschte Ergebnisse

Ob Klimaschutz, Bildung, Integration oder ländliche Entwicklung: Förderprogramme sollen etwas bewirken. Wirkungsorientierung hilft, diesen Anspruch greifbar zu machen – ohne die Komplexität der Realität zu ignorieren. Wer Förderung auf Wirkung ausrichtet, investiert nicht nur klüger, sondern verantwortungsvoller.